Psychoanalytische Theorie der Motivation

Freuds Theorie ist die allgemeinste & bekannteste Konzeption der Motivation. Für einige Aspekte der Theorie wurde eine akzeptable Validität nachgewiesen, wobei andere Aspekte gar keine Bestätigung finden.

Die Grundprinzipien dieser Theorie sind:

+ Homöostase & Hedonismus

+ Psychische Energie

+ Psychologischer Determinismus

Zum Punkt Homöostase & Hedonismus ist zu sagen, dass man mit Homöostase die Tendenz zur Erhaltung eines relativ stabilen inneren Gleichgewichts versteht (Bsp.: Nahrung.) Der Begriff der Homöostase geht auf Cannon zurück.

Der Begriff Hedonismus geht auf Bentley zurück, der meinte, dass Lustgewinn und Glück die Hauptziele im Leben sind. Das bedeutet, dass Homöostase das Leitprinzip der Handlung ist und Lust das Resultat des Gleichgewichtszustand.

Nach Freud strebt ein befriedigtes Individuum nicht nach einer Stimulation, da Aktivität Unbefriedigtheit bedeutet.

In Bezug auf die Psychische Energie ist zu sagen, dass Freud der Ansicht war, dass alle psychologischen Vorgänge ein gewisses Maß an Energie benötigen.

Drei Konzepte haben besonders engen Bezug zum menschlichen Verhalten: Enthropie, Unterschied kinetische / potentielle Energie und die Erhaltung der Energie.

Dafür ist die Theorie von der Erhaltung der Energie von Helmholtz wichtig, die besagt, dass Energie nicht erzeugt und nicht zerstört werden kann, woraus Freud ableitete, dass ein Mensch über ein bestimmtes Maß an Energie verfügt. Weiters leitete er ab, dass Energie, die für bestimmte Vorgänge gebraucht wird nicht für andere Funktionen verfügbar ist. Dieser nicht verfügbare Teil der Energie wird als Entropie bezeichnet.

Eine Bindung von Energie ist eine Kathexis. Freud meint, dass Energie teilweise kinetisch, also gebunden ist. Wenn ein Objekt im Moment nicht erreichbar ist, kommt es zu einer Kathexis, womit jedoch nicht gemeint ist, dass die Energie den Körper verläßt. Die Kathexis äußert sich in einem Gefühl der Sehnsucht und in Gedanken und Vorstellungen in Bezug auf das Objekt.

Wenn das angestrebte Ziel erreicht ist, wird die Kathexis beendet und die Energie wird freigesetzt (= potentielle Energie). Somit ist die ganze Energie einer Person frei wenn sie wunschlos ist, da alle Wünsche erfüllt sind. Daher hängt die Energieverteilung mit dem subjektiven Wohlbefinden zusammen. (Bsp.: verreiste Person)

Gedanken und Handlungen sind Folge bestimmter Ursachen. Dies umfaßt der Begriff psychologische Determination.

Freuds optimistische Position besagt, dass alle psychologischen Phänomene Ursachen haben und deshalb erklärt werden können. Er beschäftigt sich aber nicht mit der Prädiktion sondern mit der Postdiktion (= Erklärung), was bedeutet, dass er die Vergangenheit interpretierte.

Dieses deterministische Prinzip wandte Sigmund Freud auf pathologische Phänomene (z.B.: Zwänge) und auf normale Handlungen an. Dabei zogen Witze, Versprecher und Träume, die alle zur Ersatzbefriedigung unerlaubter Impulse dienen, besonders sein Interesse auf sich. Sie alle sind Methoden zur Spannungsreduktion. (lesen-> Witz. S. 20)

Träume sind Wunschvorstellungen, die Ursprünge in sexuellen oder aggressiven Impulsen haben. Der wirkliche (= latente) Trauminhalt bleibt der Person verborgen, wobei der manifeste Inhalt ein Zerrbild des wahren Inhalts des Traumes ist, welcher nach Freud durch Analyse den latenten Trauminhalt zum Vorschein bringen kann. Daher kommt auch die Annahme Freuds, der Traum stellt den Königsweg zum Unbewussten dar.

Struktur der Persönlichkeit

Das Es, Ich und Überich sind die drei verschiedenen Strukturen der Persönlichkeit. Diese Komponenten sind als Konstrukte zu verstehen, die interagierende, hypothetische Strukturen repräsentieren. Jede der Strukturen muß eine bestimmte Funktion erfüllen und zeichnet sich durch ihre Funktionsweise aus.

Freud wollte damit erklären, dass Verhalten aus einem Kompromiß zw. Einschränkungen der Umwelt, moralischen Normen und Wünschen entsteht. Somit ergibt sich Verhalten aus Trieben, Vernunft und Idealen. (->Folie)

Das Es besteht vor allem aus unbewußten Inhalten und ist stark mit vererbten aggressiven bzw. sexuellen Trieben, deren Existenz der Person nicht bewußt ist, zusammen. Es ist das älteste System in der Person und das Reservoir der psychischen Energie. Das Es handelt nach dem Lustprinzip, dass heißt Lust wird angestrebt, wobei diese durch homööstatische Prozesse und Spannungsreduktion erlangt wird. Das Es kann also innere Körperspannung nicht ertragen und will diese sofort entladen.

Durch den direkten Zugriff auf die Energie, kann es sofort auf körperliche Bedürfnisse reagieren. Dem Es untersteht der Reflexapparat. Die charakteristische Funktionsweise ist das Primärprozeßdenken, welches unlogisch und zeitlos ist. Außerdem kann es nicht zwischen real und irreal unterscheiden, es ist vergleichbar mit Träumen.

Das Ich ist der Vermittler zwischen Es & Realität. Es ermöglicht die Unterscheidung zwischen Realität und Phantasie und den nötigen Befriedigungsaufschub.

Das Ich wird vom Realitätsprinzip gelenkt, was allerdings nicht heißt, dass der Hedonismus aufgegeben wird, sondern das Es wird in seinen Strebungen unterstützt, aber diese werden der Realität angepasst. Das Ich geht nach den Regeln des sekundärprozeßhaften Denkens, welches durch Logik, Zeitorientierung und Unterscheidung von Realität und Irrealität gekennzeichnet ist. Es verfügt über die Kontrolle der Willkürmotorik, das Gedächnis und die Konzentration.

Obwohl die Inhalte des Ichs bewußt sind, ist sich das Individuum nicht aller Ich- Funktionen bewußt. (z.B.: Abwehrmechanismen)

Das Überich ist die Gesamtheit der moralischen Normen und wird deshalb oft als Gewissen bezeichnet. Es leistet inakzeptablen Impulsen aktiv Widerstand.

Die 2 Hauptfunktionen sind: 1.) Person für moralisches Verhalten belohnen

2.)falsche Handlungen mit Hilfe von Schuldgefühlen bestrafen

Freud glaubte, dass die Entstehung mit der Identifizierung des Kindes mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil beginnt, wobei das passende Geschlechterrollenverhalten angenommen wird und moralische Werte internalisiert werden. Außerdem wird der Konflikt der ödipalen Situation gelöst.

Intergration der Persönlichkeitsstrukturen

Freud betrachtete das Ich als Exikutivorgan der Person, welches für die eigentlichen Verhaltensentscheidungen verantwortlich ist. Daraus folgt, dass das Ich die Wünsche des Es befriedigen und die Idealvorstellungen des Ichs besänftigen muss. Außerdem muß es sich an die Beschränkungen der Wirklichkeit halten. (-> lesen S. 23)

Die für das Verhalten benötigte Energie liegt im Es, das sofortige Befriedigung sucht, welche das Ich als höhere Instanz verhindern kann. Sollte die Verwirklichung des Ziels zu mehr Unlust als Lust führen kommt es zur Bildung einer Gegenkathexis durch das Ich, welches die Kraft ist, die sich der Zielentwicklung entgegenstellt. Sie entspricht der Form nach einem Abwehrmechanismus, die sich in einem neurotischen Symptom manifestieren kann oder durch z.B. Verdrängung geschehen kann.

Der Kern von Freuds Modell des motivierten Verhaltens ist somit der Konflikt zwischen der Kathexis vom Es und der Gegenkathexis vom Ich.

Ein weiteres wichtiges Konstrukt bei der Motivationstheorie ist der Trieb. Laut Freud sind Triebe appetitive, interne Energiequellen des Verhaltens und zwar appetitiv da sie auf Objekte zuführen, intern weil sie von Stoffwechselprozessen des Körpers herkommen und Energiequellen weil sie der Antrieb des Organismus sind.

Ein Trieb ist ein körperliches Bedürfnis, das zielgerichtet ist und mit einem Objekt in Zusammenhang gebracht wird, welches die Rolle des Befriedigers inne hat.

Triebe sind mental als Wunsch bzw. Verlangen repräsentiert.

Nach Freud gibt es 2 Kategorien von Trieben, nämlich den Selbsterhaltungstrieb und den Trieb des Lustgewinns. Allerdings wurde dieses System von Freud später überholt, da er meinte Sexualität und Selbsterhaltung sollten nicht getrennt werden. Später allerdings kehrte er wieder zu einer dualistischen Position zurück und erklärte es gäbe außer der libidinösen Energie auch noch den Todestrieb.

Auf diese Idee kam er durch Kinderbeobachtung. Er entdeckte, dass Kinder eine Tendenz zu Spielen wo ein Objekt verschwindet und wiederkommt aufweisen, was für ihn bedeutete, dass Kinder durch das ständige Durchmachen schmerzhafter Ereignisse und den Versuch diese zu bewältigen und kontrollieren, lernen ihre Umwelt zu bewältigen.

Ähnliches entdeckte er auch bei der Wiederholung traumatischer Ereignisse in Träumen und bei dem Phänomen der Übertragung.

Durch den Zwang unangenehme Erlebnisse wiederholen zu müssen, dachte Freud, dass es noch etwas anderes neben dem Lustprinzip geben muss und dass Triebe den Organismus in ein früheres Stadium ohne Stimulation zurückversetzen wollen.

Deshalb meinte Freud ->Zitat: "Das Ziel alles Lebens ist der Tod". Somit entstand neben dem Eros der Thanatos.

Die Triebtheorie scheint nur wenig mit dem beobachtbaren Verhalten zu tun haben, aber Freud glaubte, dass bestimmte Phänomene ohne ein Konstrukt von der Art des Triebes zu postulieren nicht erklärbar sind.

Nach Freud sind Triebe zwingend und zyklisch, dass heißt nach Erreichung des Ziels nimmt ihre Stärke ab und steigt mit der Zeit wieder an. Sie sind selektiv, auf bestimmte Ziele gerichtet und können auch verschoben werden.

 

Formale Modelle der Kognition und des Handelns

->Folie

Die theoretische Analyse bezieht sich auf Freuds primäres Handlungsmodell, das auf dem Lustprinzip beruht. Das Modell läßt Denkvorgänge außer Betracht und wird deshalb als Reflexbogenmodell bezeichnet.

Außerdem postulierte Freud drei weitere Modelle von motivierten Verhalten. z.B. primäres Denkmodell (Gedanken v. triebhaften Verlangen hervorgerufen – Objekt für Befriedigung nicht erreichbar – Wunscherfüllung durch halluzinierte vergangene Erfahrungen)

Im primären Handlungs -& Denkmodell werden Triebe mit dem unmittelbaren Ausdruck verknüpft, da es keine Prozesse dazwischen gibt, die bei der Anpassung an die Umwelt helfen.

Da dies aber oft zu mehr Unlust als Lust führt, schaltet sich das Ich dazwischen und erzwingt einen Aufschub oder eine Richtungsänderung, was bedeutet, dass es behilflich ist, den Nettogewinn an Lust zu maximieren. Das sekundäre Handlungsmodell umfaßt diese dazwischengeschalteten Mechanismen. (->Folie)

Allgemeine Bewertung

Die Theorie entspricht einer neuen Sprache um das menschliche Verhalten zu analysieren und ist somit ein erster Schritt für die Entwicklung einer Motivationstheorie, jedoch beinhaltet sie viele falsche Interpretationen und nicht gerechtfertigte Verallgemeinerungen. Außerdem ist sie oft zu vage und empirisch nicht gestützt.