Einschätzungen von Konflikten beim Zusammentreffen von Radfahrern, Fussgängern und Inline-Skatern im Zusammenhang mit Umweltbedingungen


Diplomarbeit von Stefan Ina

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


Ziel der Arbeit ist die Untersuchung möglicher Einflüsse von Umweltbedingungen auf die subjektive Wahrnehmung von Konflikten zwischen ungeschützten Verkehrsteilnehmern (Radfahrern, Fußgängern, Inline-Skatern). Die Untersuchung basiert auf einem quasiexperimentellen Design. Als Stimulusmaterial werden den Untersuchungsteilnehmern gestellte Videoszenen von Konfliktsituationen zwischen den genannten Verkehrsteilnehmern vorgegeben. Die 12 Konfliktsituationen wurden nach einem 2x2x3 faktoriellen Design (Art der Verkehrsfläche: ebene Gerade vs. abschüssige Kurve; Verkehrsdichte: 4 vs. 7 Verkehrsteilnehmer; verkehrswidriges Verhalten eines Verkehrsteilnehmers: Radfahrer vs. Fußgänger vs. Inline-Skater) manipuliert. Die Testung wurde an 75 Probanden (25 Radfahrer, 25 Fußgänger und 25 Inline-Skater) durchgeführt. Zusätzlich wird der Frage nachgegangen, inwieweit die eigene Art der Verkehrsteilnahme, der Attributionsstil, sowie die Persönlichkeitsstruktur der Konfliktbeobachter ihre Konfliktwahrnehmung beeinflusst. Die Konfliktwahrnehmung gliedert sich in die Gefahrenwahrnehmung, die Einschätzung der Auftrittswahrscheinlichkeit von Konflikten, sowie auf die Schuldzuweisungen an die beobachteten Verkehrsteilsnehmer. Weiters werden subjektive Einschätzungen, inwieweit interne/dispositionale Faktoren der Akteure bzw. externe Faktoren (Konfliktpotential) für die beobachteten Konflikte als verantwortlich betrachtet werden, erhoben. Mittels der Technik des Semantischen Differentials wird untersucht, ob sich die Probanden hinsichtlich ihrer eigenen Art der Verkehrsteilnahme in ihren allgemeinen Einstellungen gegenüber Radfahrern, Fußgängern und Inline-Skatern unterscheiden.
     Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Gefahrenwahrnehmung, die Einschätzung der Auftrittswahrscheinlichkeit von Konflikten, interne und externe Kausalattributionen, sowie Schuldzuweisungen an die Akteure durch Umweltbedingungen beeinflusst werden. Unter bestimmten Variationen der Umweltbedingungen konnten auch Unterschiede zwischen den Radfahrern, Fußgängern und Inline-Skatern hinsichtlich ihrer Konfliktwahrnehmung beobachtet werden. Bezüglich der allgemeinen Einstellungen konnte beobachtet werden, dass Fußgänger und Inline-Skater Fußgänger als aktiver wahrnehmen, als Radfahrer dies tun. Inline-Skater selbst erleben Mitglieder der eigenen Verkehrsteilnehmergruppe interessanter als Radfahrer und Fußgänger dies tun. Einschätzungen, wonach interne bzw. externe Faktoren als Konfliktursache betrachtet werden, sowie die Schuldzuweisungen an die Akteure werden unter bestimmten Umweltbedingungen vom Attributionsstil der Beobachter beeinflusst. Das Persönlichkeitsprofil der Beobachter wirkt sich nur unter bestimmten Umweltbedingungen darauf aus, inwieweit fehlender Blickkontakt zwischen den Verkehrsteilnehmern für das Zustandekommen des Konflikts verantwortlich ist. Ergebnisse der Untersuchung dürften als bescheidener Ansatzpunkt für verkehrsplanerische Überlegungen hinsichtlich der Gestaltung insbesondere von Mischflächen dienlich sein.