Einstellung, Akzeptanz und Nutzung von neuen Technologien im Alltag. Eine Replikation und Erweiterung von Wokurek (1996)


Diplomarbeit von Stadlhuber Cornelia

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


Ausgehend von der zunehmenden Technisierung des privaten und öffentlichen Lebens, entstehen für manche Menschen (z. B. Ältere, Frauen, weniger Gebildete), immer mehr Hürden, bei der Bewältigung ihres mittlerweile sehr technisierten Alltags. Als Erstes stellte sich die Frage, warum es zu einer zunehmenden Kluft zwischen der erfolgreichen und weniger erfolgreichen Auseinandersetzung (Einstellung, Akzeptanz und Nutzung), beziehungsweise zu einem häufigen Vermeidungsverhalten bezüglich der neuen Technologien im Alltag kommt. Es erfolgte eine Aufstellung über die notwendigen Leistungsfähigkeiten, die eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit den Alltagstechnologien ermöglichen. Zu den notwendigen Voraussetzungen und Fähigkeiten zählen beispielsweise technologisches Wissen, Erfahrung oder finanzielle Ressourcen.

Neben der Erhebung der ursprünglichen Fragen (von Wokurek, 1996, in Form eines Interviewleitfadens) zum technologischen Wissen, zur Einstellung, Akzeptanz und Nutzung von ausgewählten Alltagstechnologien (Telefon-, Computer- und Unterhaltungstechnologien, sowie elektronische Automaten und Dienstleistungen), wurden zusätzlich die Englischkenntnisse (keine bis sehr gute) erfragt, und einige ausgewählte Leistungsfähigkeiten erhoben.

Der ursprüngliche Interviewleitfaden umfaßte Fragen zur Person (z. B. Alter, Geschlecht, Beruf, Erfahrung, Einkommen), zum technologischen Wissen, sowie zur Einstellung, Akzeptanz und Nutzung von ausgewählten Technologien. Die ausgewählten notwendigen Leistungsfähigkeiten, wie sensumotorische und kognitive Fähigkeiten, wurden mit verschiedenen Subtests (Screenigverfahren) erhoben. Die sensumotorische Leistungsfähigkeit wurden mit dem Verfahren „Punktieren“ (Meili, 1965), die kognitiven Leistungsfähigkeiten mittels der Subtests „Kurzzeitgedächtnis“ (SIDAM, Zaudig & Hiller, 1996), „Zahlennachsprechen“ (HAWIE, Tewes, 1991) und „Zahlensymboltest“ (HAWIE, Tewes, 1991), erhoben.

An dieser Untersuchung nahmen 280 (je 140 Frauen und Männer) Teilnehmer, im Alter zwischen 15 und 90 Jahren teil. Nennenswerte geschlechtsspezifische Unterschiede zeigten sich bei der Berufstätigkeit und dem monatlichen Nettoeinkommen der Teilnehmer, da die Frauen (auch Männer ab 58 Jahre), in beiden Bereichen die Benachteiligten sind. Dadurch sind die verfügbaren finanziellen Ressourcen ebenso geringer, wie die wichtige Möglichkeit, Erfahrung mit Technologien zu sammeln. Frauen und Ältere verfügen über weniger Erfahrung mit Elektronik oder EDV.

Bei der Angabe zu den drei wichtigsten technischen Dinge im Alltag zeigte sich die zunehmende Bedeutung der EDV (weit vor Haushaltstechnologien), bei allen Teilnehmern. Bei der geschlechtspezifischen Betrachtung zeigte sich, daß bei den Männern EDV-Technologien und bei den Frauen weiterhin die Haushaltstechnologien (eventuell aufgrund der Lebensumstände), vor den Telefontechnologien, am wichtigsten sind.

Bei den Wissensfragen zeigte sich, daß einiges Wissen, bezüglich schon länger verfügbarer Technologien (beispielsweise Wissen zu „Zusatzfunktionen des digitalen Telefons“ oder „Teletext“) vorhanden ist, allerdings bei neueren Technologien (beispielsweise „Internet“ oder „Modem“), noch erhebliche Mängel vorhanden sind. Allerdings sind auch die Ergebnisse von sogenannten "Verweigerern" in die Ergebnisse eingeflossen. Der deskriptive Vergleich mit den Ergebnissen zum technologischen Wissen von Wokurek (1996, S. 89), zeigte gewisse Ähnlichkeiten bezüglich des geringen Wissensausmaßes über bestimmte technische Begriffe. Es konnte bestätigt werden, daß neben Älteren, auch Frauen über geringeres technologisches Wissen verfügen. Die Englischkenntisse haben sich neben dem technologischen Wissen, der Einstellung, Erfahrung und Bildung, ebenfalls als wichtig für die erfolgreiche Nutzung von Technologien bestätigt.

Die Einstellung zu den vier genannten untersuchten Technologiebereichen ist in Bezug auf Annehmlichkeit, Brauchbarkeit und Schwierigkeit, durchgehend positiv beurteilt worden. Die Werte zur Akzeptanz wurden in Bezug auf die Schwierigkeit, Angst, Kennzeichnungsgüte und Kosten ebenfalls sehr positiv beurteilt. Wie erwartet konnten die positiven Zusammenhänge zwischen der Akzeptanz mit jeweils Einstellung und Nutzung bestätigt werden. Allerdings konnten die Korrelationen von Akzeptanz mit Geschlecht, Wissen und Erfahrung nicht repliziert werden. Als wichtig für eine optimale Einstellung zu den Technologien zeigten sich Nutzung, technologisches Wissen, Bildung, Erfahrung mit Elektronik oder EDV, Englischkenntnisse, sowie kognitive und motorische Leistungsfähigkeiten (Leistungen beim Zahlensymboltest und Zahlennachsprechen). Auf eine etwas schlechtere Einstellung mit zunehmenden Alter, weist die geringe negative Korrelation zwischen Alter und Einstellung

Die Nutzung fast aller untersuchten Technologien hat sich seit der Untersuchung von Wokurek (1996) deutlich gesteigert. Die Fahrkartenautomaten werden noch immer wenig genutzt. Es zeigte sich, am deutlichsten bei der Nutzung von Computertechnologien, daß die Häufigkeit der Nutzung mit zunehmenden Alter sinkt. Ältere Menschen stellen bei der Nutzung von allen untersuchten Technologien eine Minderheit dar. Es konnte gezeigt werden (signifikante Zusammenhänge), daß für eine erfolgreiche Nutzung von Technologien, eine gute Einstellung, hohe Akzeptanz, technologisches Wissen, Erfahrung, Englischkenntnisse, Bildung, finanzielle Ressourcen, sensumotorischen und kognitive Leistungsfähigkeiten vorhanden sein sollen. Eine multiple Korrelation ergab, daß sich die Prädikatoren "Alter", "Wissen" und die Leistung beim "Zahlensymboltest" auf das Kriterium "Nutzung" auswirken. Dieses Ergebnis spricht auch wieder dafür, daß mit zunehmenden Alter, geringerem Wissen und schlechteren Leistungsfähigkeiten, die Technologin weniger häufig genutzt werden.

Deskriptiv zeigte sich, daß die Teilnehmer ab 48 Jahre, bei sämtlichen Subtests deutlich schlechtere Leistungen, als die jüngeren Teilnehmer erbrachten. Der Zusammenhang zwischen dem Alter und jeweils den sensumotorischen (positiv) und kognitiven (negativ) Leistungsfähigkeiten konnte bestätigt werden. Das Alter hängt weiters auch negativ mit Wissen, Einstellung, Nutzung, Ausbildung und Erfahrung mit Elektronik oder EDV zusammen.

Aufgrund der Ergebnisse läßt sich sagen, daß sich eine erfolgreichen Auseinandersetzung (Einstellung, Akzeptanz und Nutzung) mit den neuen Technologien durch technologisches Wissen, Erfahrung, Englischkenntnissen, Bildung, finanzielle Ressourcen, sensumotorischer und kognitiver Leistungsfähigkeit ermöglichen läßt. Einflußfaktoren auf diese Voraussetzungen sind das Alter (negative Zusammenhänge mit vielen dieser Voraussetzungen), die Bildung, Berufstätigkeit und geringfügig auch das Geschlecht.