Einstellungsaspekte und -diskrepanzen zum Alkoholismus und Zusammenhänge mit einer Alkoholismustherapie


Diplomarbeit von Petra Nitsche

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


In der vorgelegten Diplomarbeit wird die Übereinstimmung von Fremd- und Selbstbild bei Alkoholikern und die Veränderung des Locus of Control durch die Alkoholtherapie (Therapiezentrum Ybbs/Donau) untersucht. In einem quasiexperimentellen Design wurden Alkoholiker vor Beginn der Therapie und nach einem erfolgreichen Therapieabschluß (N = 26) bzw. jene mit einem Therapieabbruch (N = 7), sowie eine Kontrollgruppe (Nicht-Alkoholiker aufgrund keiner Diagnose chronischen Alkoholismus und keiner Alkoholtherapie; N = 15) untersucht. Die Dauer der Therapie betrug 3 Monate. Das Alter der Untersuchungspersonen lag im Bereich von 23 bis 57 Jahren. Der tägliche Alkoholkonsum der Untersuchungsteilnehmer reichte von 12 g (etwas weniger als ¼ l Wein) bis 592 g (ca. 20 Flaschen Bier). Bei Alkoholikern (sowohl jenen mit Abbruch als auch Beendigung der Therapie) zeigte sich keine Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung. Es konnte aber gezeigt werden, daß sich Personen mit Therapieabschluß als wesentlich stärker aber auch unkontrollierter erleben als am Beginn der Therapie. Daraus läßt sich schließen, daß Alkoholiker ihren Mangel an Kontrolle einsehen. Demgegenüber erleben Therapieabbrecher nach dem Abbruch ein höheres Maß an Kontrolle als am Beginn der Therapie. Die Ergebnisse zum Locus of Control Konstrukt zeigen auch, daß Personen mit Therapieabschluß im Gegensatz zu jenen ohne Therapieabschluß glauben, daß Alkoholprobleme sich durch harte Arbeit lösen lassen.

Wien, am 20. 2. 1996