Untersuchung zum Einfluß von Alkohol auf die Aufmerksamkeit anhand der Ereigniskorrelierten Potentiale und DC-Potentiale des CNV-Paradigmas


Diplomarbeit von Martina Müller

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


 In der vorliegenden Studie wurde die Wirkung von Alkohol auf nachfolgende Aufmerksamkeitsprozesse untersucht, um zu eruieren, ob sich diese unter Alkoholeinfluß ändern und inwieweit eine Differenzierung zwischen Trinkern und Rauchern, Nichttrinkern und Nichtrauchern, sowie Nichttrinkern, aber Rauchern erkennbar ist. Dabei wurden sowohl die ereigniskorrelierten Potentiale (N100, P200, P300, CNV), als auch die DC-Potentiale anhand des CNV-Paradigmas ausgelöst.
Die Untersuchung wurde an 25 rechtshändigen Männern durchgeführt. Die Vpn wurden unter drei unterschiedlichen Alkoholbedingungen getestet, nämlich unter 0,0; 0,5 und 0,8 Promille, wobei alle Vpn Wodka-Orange zu trinken bekamen. Die zu trinkende Menge wurde mittels Alkomax anhand der Körpergröße und dem Gewicht berechnet. Die Überprüfung des Atemluftalkoholgehaltes erfolgte mittels Sanomed-Alkotester.
Die Aufmerksamkeits- bzw. Konzentrationsleistung wurde mit dem Aufmerksamkeits-Belastungstest-d2 überprüft. Das EEG wurde von den Elektrodenpositionen FP1, FP2, F3, Fz, F4, C3, Cz, C4, P3, Pz, P4, OL sowie OR gegen linkes mastoid abgeleitet. Das Quasi - Experiment dauerte etwa 1 Stunde und war Teil eines rund 5-stündigen Versuches. Für die statistische Auswertung der DC-Potentiale mußten 6 Personen aufgrund der Unverwertbarkeit der Daten ausgeschlossen werden, für die Analyse der ereigniskorrelierten Potentiale konnten alle 25 Versuchspersonen einbezogen werden. Es wurden Varianzanalysen mit Meßwiederholungen gerechnet.
Die ereigniskorrelierten Potentiale zeigen unter Alkohol eine deutliche Beeinflussung, die im Detail folgendermaßen aussieht: Bezüglich der N100 und P200, die frühe automatisierte Aufmerksamkeitsprozesse widerspiegeln kommt es unter Alkoholeinfluß zu reduzierten Amplituden und zu Latenzverlängerungen. Auch die P300 zeigt unter Alkoholeinfluß reduzierte Amplituden, was sich durch einen weniger aktiven Verarbeitungsprozeß erklärt werden kann. Hinsichtlich der CNV kommt es unter Alkoholeinfluß zu Amplitudenvergrößerungen.
Weiters zeigt das Ergebnis zum Einfluß von DC-Level auf die CNV eine stärker ausgeprägte CNV bei einem negativen DC-Level und eine schwach ausgeprägte bei einem positiven DC-Level. Bezüglich der Reaktionszeiten kommt es im Zusammenhang mit dem DC-Level zu signifikanten Veränderungen. So zeigen sich bei einem hohen negativen Niveau kurze Reaktionszeiten und bei einem hohen positiven Niveau lange Reaktionszeiten, was dadurch zu erklären ist, daß oberflächennegative kortikale Potentiale Ausdruck einer erhöhten neuronalen Aktivität sind und somit einen positiven Einfluß auf das Leistungsverhalten haben.
Weiters zeigen sich deutliche Gruppenunterschiede, wobei eine größere Differenzierung zwischen Nichttrinker und Nichtrauchern und Nichttrinkern, aber Rauchern als zwischen Trinkern und Nichttrinkern erkennbar ist, was durch die positive Auswirkung von Nikotin auf die Aufmerksamkeitsleistung erklärt werden kann.
Insgesamt gesehen, wird mit der Untersuchung bestätigt, daß Alkohol sich auf die nachfolgenden Aufmerksamkeitsprozesse auswirkt und das ein Unterschied hinsichtlich der verschiedenen Gruppen besteht.