A life span perspective on quality of life in vulvar cancer patiens
Dissertation von Monika Janda
Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel
Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz.
am Institut für Psychologie der Universität Wien
Menschen, die an Krebs erkranken müssen mit einer Vielzahl von
körperlichen psychischen, und sozialen Auswirkungen zurechtkommen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Erleben einer Gruppe
von Patientinnen, denen bisher in der Literatur nur wenig Aufmerksamkeit
geschenkt wurde, nämlich Patientinnen, welche an Vulvakarzinom erkrankt
sind.
Patientinnen mit Vulvakarzinom werden hauptsächlich mit radikalen
Operationen und/oder Strahlentherapie behandelt und die medizinischen Experten
sind sich einig, dass sie mit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität
durch die Erkrankung und Behandlung rechnen müssen. Es gibt bisher
aber, im Gegensatz zu vielen anderen Krebserkrankungen, keinen standardisierten
und validierten Fragebogen zur Erfassung der Lebensqualität in dieser
Patientengruppe. Die vorgelegte Arbeit hat es sich zum Ziel gesetzt einen
solchen Lebensqualitätsfragebogen zu entwickeln und das Erleben von
Patientinnen mit Vulvakarzinom im Kontext der Lebensspannenforschung zu
beschreiben.
In einem umfassenden und prägnanten Literaturüberblick wird
zunächst ein historischer Überblick über den Umgang mit
und die psychosozialen Konsequenzen der Krebserkrankung gegeben, und im
Anschluß die aktuelle Literatur zu den Themen Krebs und Krebserkrankung
der Vulva, Lebensqualität, Lebensqualitaets-messung, Entwicklung eines
Lebensqualitätsfragebogens und Lebensspannenforschung gegeben.
Im empirischen Teil werden die Ergebnisse zweier Studien zur Lebensqualität
bei Patientinnen mit Vulvakarzinom berichtet. Die erste Studie wurde
durchgeführt, um näheren Einblick in das Erleben und die Lebensqualität
von Patientinnen mit Vulvakarzinom zu erhalten. Es wurden fünfzehn
Patientinnen, welche sich in verschiedenen Lebensphasen, Erkrankungsphasen
und Behandlungsphasen befanden, in umfassenden qualitativen Interviews
von befragt. Weiters wurden fünf Experten in der Behandlung von Vulvakarzinompatientinnen
(3 Gynäkologische Onkologen, eine radiologische Onkologin und eine
Psychoonkologin) interviewt. Die Patientinnen beschrieben signifikante
Veränderungen in ihrem physischen, emotionalen, und familiären
Wohlbefinden, sowie Auswirkungen der Erkrankung auf ihre sexuelles Erleben
und ihre Fähigkeit der jeweiligen Arbeit nachzugehen. Frauen,
welche zum Zeitpunkt des Interviews älter als 65 Jahre alt waren,
berichteten über weniger Probleme bei der Bewältigung der Erkrankung.
Jüngere Frauen erlebten mehr Einschränkungen durch das Vulvakarzinom,
insbesondere im Bereich des Sexuallebens, sowie in ihrer Arbeitsfähigkeit.
Basierend auf diesen Patienten-Interviews und auf den Experten Interviews
wurde ein Vulvakarzinom Spezifischer Fragebogen (VCS) entwickelt, welcher
anschließend gemeinsam mit dem Functional Assessment of Cancer Therapy
General (FACT-G) zu einem Functional Assessment of Cancer Therapy Vulvar
(FACT-V) Fragebogen zusammengefaßt, und in einer zweiten Studie auf
seine psychometrischen Eigenschaften getestet wurde.
In der zweite Studie wurden 97 Patientinnen mit Vulvakarzinom inkludiert.
Die Patientinnen wurden zu ihrer aktuellen Lebensqualität mittels
des FACT-G und der neu entwickelten VCS, sowie ihrem derzeitiger Grad an
Angst und Depression mittels der Hospital Anxiety and Depression Scale
(HADS) befragt. 20 Patientinnen wurden zweimal (vor und nach der Operation)
befragt. Die internale Konsistenz der VCS wurde mit ? = 0.82 bestimmt,
die Werte für die Skalen des FACT-G lagen zwischen ? = 0.75
und ? = 0.87, und damit vergleichbar zu den Reliabilitätswerten, welche
für Patienten mit anderen Krebserkrankungen berichtet wurden. Der
FACT-V unterscheidet sinnvoll zwischen Patientinnen mit unterschiedlichem
Krankheitsmerkmalen und ist sensibel für Veränderungen der Lebensqualität
im Verlaufe der Behandlung. Eine signifikant größere Anzahl
von Patientinnen jünger als 65 Jahre beantworteten Fragen zur Sexualität
im Vergleich mit Patientinnen älter als 65 Jahre. Kein anderer signifikanter
Unterschied zwischen älteren und jüngeren Patientinnen wurde
beobachtet. Der FACT-V kann somit als kurzer Lebensqualitätsfragebogens
in klinischen und beschreibenden Studien Anwendung finden und kann auch
die Kommunikation zwischen Patienten und medizinischem Personal über
Fragen der Lebensqualität erleichtern.