In dieser Arbeit wird die Wirkungsweise von Entspannungsverfahren, im
besonderen Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung auf die
kortikalen Gleich-spannungsveränderungen untersucht. An dieser Untersuchung
nahmen 30 Personen teil, überwiegend Studenten, die sich auf drei
Gruppen aufteilten; eine Gruppe, die über keinerlei Erfahrung in einem
Entspannungs-verfahren verfügte, die zweite und dritte Gruppe bestand
aus Experten im Autogenen Training und Progressiver Muskelentspannung.
Voraussetzung für die geübten Personen war die Absolvierung eines
einsemestrigen Kurses des jeweiligen Entspannungsverfahrens an der Uni
Wien. Jede Versuchsperson führte während der Testung zwei Entspannungssequenzen
in der Dauer von ca. 20 Minuten durch. Zwischen den Entspannungsbedingungen
wurde zur Aktivierung eine Stressbedingung dargeboten. Zusätzlich
wurde ganz zu Beginn und am Ende der Testung eine CNV-Bedingung vorgegeben.
Das EEG wurde gegen eine noncephale Referenz mit insgesamt 12 Elektroden
abgeleitet. Zur statistischen Auswertung wurde eine mehrfaktorielle Varianzanalyse
für Mess-wiederholungen verwendet. Beim Vergleich zwischen den zwei
CNV-Paradigma waren anhand der gemessenen DC-Potentialveränderungen
Unterschiede erkennbar. Dies galt für frontale, centrale und parietale
Elektrodenpositionen. Auch die drei Gruppen unterschieden sich in ihrem
kortikalen Gleichspannungspotential, jedoch nur in parietalen Regionen.
Vergleicht man die zwei Entspannungsarten miteinander, so fanden sich unterschiedliche
DC-Potentialverläufe über den gesamten Kortex. Während bei
Progressiver Muskel-entspannung kurz nach Einsetzten der Entspannung eine
Positivierung des DC-Potentials beobachtbar war, fand sich bei Autogenem
Training ein negativiertes DC-Potential. Nach der Aufwachphase war beiden
Entspannungsverfahren eine deutliche Negativierung gemeinsam und anschließend
ein Ansteigen in Richtung Positivierung. Unterschiede des DC-Potentials
zwischen den drei Gruppen waren lediglich in parietalen Arealen erkennbar.
Bei geübten Personen in Progressiver Muskelentspannung war ein positiviertes
DC-Potential beobachtbar, bei in Autogenem Training trainierten Personen
eine Negativierung. Völlig unerfahrene Personen wiesen eine weniger
ausgeprägte DC-Potentialveränderung während der beiden durchgeführten
Entspannungsverfahren auf. Beim Vergleich der Entspannungsverfahren mit
dem Konstrukt der Absorption, mit dessen Hilfe man Anteile der Persönlichkeit
erfassen kann, die auf Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Imaginationsfähigkeit
schließen, zeigte sich anhand der DC-Potentialveränderungen
ein Zusammenhang zwischen Höhe der Absorption und den Entspannungsverfahren.
Bei Personen mit hohem Absorptionswert konnten weniger deutliche DC-Potential-veränderungen
beobachtet werden. Dies war in frontalen, centralen und parietalen Arealen
erkennbar. Folglich scheint das kortikale Gleichspannungspotential ein
sensibler Indikator für Aktivitätsveränderungen während
unterschiedlicher Entspannungsverfahren zu sein.