Cortical Gleichspannungspotentiale im Zusammenhang mit der Entspannungsreaktion


Diplomarbeit von Martina Gustavik

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


In dieser Arbeit wird die Wirkungsweise von Entspannungsverfahren, im besonderen Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung auf die kortikalen Gleich-spannungsveränderungen untersucht. An dieser Untersuchung nahmen 30 Personen teil, überwiegend Studenten, die sich auf drei Gruppen aufteilten; eine Gruppe, die über keinerlei Erfahrung in einem Entspannungs-verfahren verfügte, die zweite und dritte Gruppe bestand aus Experten im Autogenen Training und Progressiver Muskelentspannung. Voraussetzung für die geübten Personen war die Absolvierung eines einsemestrigen Kurses des jeweiligen Entspannungsverfahrens an der Uni Wien. Jede Versuchsperson führte während der Testung zwei Entspannungssequenzen in der Dauer von ca. 20 Minuten durch. Zwischen den Entspannungsbedingungen wurde zur Aktivierung eine Stressbedingung dargeboten. Zusätzlich wurde ganz zu Beginn und am Ende der Testung eine CNV-Bedingung vorgegeben. Das EEG wurde gegen eine noncephale Referenz mit insgesamt 12 Elektroden abgeleitet. Zur statistischen Auswertung wurde eine mehrfaktorielle Varianzanalyse für Mess-wiederholungen verwendet. Beim Vergleich zwischen den zwei CNV-Paradigma waren anhand der gemessenen DC-Potentialveränderungen Unterschiede erkennbar. Dies galt für frontale, centrale und parietale Elektrodenpositionen. Auch die drei Gruppen unterschieden sich in ihrem kortikalen Gleichspannungspotential, jedoch nur in parietalen Regionen. Vergleicht man die zwei Entspannungsarten miteinander, so fanden sich unterschiedliche DC-Potentialverläufe über den gesamten Kortex. Während bei Progressiver Muskel-entspannung kurz nach Einsetzten der Entspannung eine Positivierung des DC-Potentials beobachtbar war, fand sich bei Autogenem Training ein negativiertes DC-Potential. Nach der Aufwachphase war beiden Entspannungsverfahren eine deutliche Negativierung gemeinsam und anschließend ein Ansteigen in Richtung Positivierung. Unterschiede des DC-Potentials zwischen den drei Gruppen waren lediglich in parietalen Arealen erkennbar. Bei geübten Personen in Progressiver Muskelentspannung war ein positiviertes DC-Potential beobachtbar, bei in Autogenem Training trainierten Personen eine Negativierung. Völlig unerfahrene Personen wiesen eine weniger ausgeprägte DC-Potentialveränderung während der beiden durchgeführten Entspannungsverfahren auf. Beim Vergleich der Entspannungsverfahren mit dem Konstrukt der Absorption, mit dessen Hilfe man Anteile der Persönlichkeit erfassen kann, die auf Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Imaginationsfähigkeit schließen, zeigte sich anhand der DC-Potentialveränderungen ein Zusammenhang zwischen Höhe der Absorption und den Entspannungsverfahren. Bei Personen mit hohem Absorptionswert konnten weniger deutliche DC-Potential-veränderungen beobachtet werden. Dies war in frontalen, centralen und parietalen Arealen erkennbar. Folglich scheint das kortikale Gleichspannungspotential ein sensibler Indikator für Aktivitätsveränderungen während unterschiedlicher Entspannungsverfahren zu sein.