Eßstörungen scheinen mulitfaktoriell bedingt zu sein. Das
Interesse der bisherigen Forschung galt weiblichen Jugendlichen, die bereits
eine klinische Eßstörung aufweisen. In der vorliegenden Studie
wurde mittels einer Fragebogenbatterie der Zusammenhang zwischen milderen
Formen gestörten Eßverhaltens und psychologischen sowie psychosozialen
Variablen anhand des Selbstkonzepts, der Familienatmosphäre und des
Körperbildes bei einer Stichprobe von 258 weiblichen und männlichen
Wiener Jugendlichen untersucht. Weiters wurden der Einfluß soziodemographischer
Variablen auf das Eßverhalten und die Geschlechtsunterschiede im
Erleben des eigenen Körperbildes überprüft. Das Selbstkonzept,
die Familienatmosphäre und das Körperbild stellen Prädiktoren
für auffälliges Eßverhalten dar und können gemeinsam
bis zu 60% der Varianz erklären. Der große Wunsch dünn
zu sein, der sich in der Diskrepanz zwischen der momentanen Körperfigur
und der Idealfigur ausdrückt, hatte den größten Einfluß
auf das Eßverhalten. Es konnte bestätigt werden, daß Störungen
des Selbstimage, des Familienklimas und des Körperbildes schon bei
milderen Formen gestörten Eßverhaltens auftreten. Weibliche
Jugendliche haben mehr Probleme mit dem Essen und führen öfter
gesundheitsschädliche gewichtsreduzierende Maßnahmen durch.
Die Auffälligkeit des Eßverhaltens nimmt mit steigendem BMI
zu. Burschen mit getrennten bzw. geschiedenen Eltern zeigen ein auffälligeres
Eßverhalten als jene mit zusammenlebenden Eltern. Das Alter, der
sozioökonomische Status und das Herkunftsland der Eltern haben keinen
Einfluß auf das Eßverhalten. Der Großteil der Jugendlichen
ist mit dem eigenen Körpergewicht und der Körperfigur unzufrieden.
Viele wollen abnehmen, obwohl sie nicht übergewichtig sind. Auch bei
den Burschen scheint das Dünnsein immer mehr an Bedeutung zu gewinnen.