Störung des Eßverhaltens bei 12–19 jährigen Schülerinnen und Schüler im Zusammenhang mit dem nonverbalen Selbstkonzept (Trimmel & Handler, 1998), der Familie und dem Körperbild


Diplomarbeit von Iris Lochner

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


Eßstörungen scheinen mulitfaktoriell bedingt zu sein. Das Interesse der bisherigen Forschung galt weiblichen Jugendlichen, die bereits eine klinische Eßstörung aufweisen. In der vorliegenden Studie wurde mittels einer Fragebogenbatterie der Zusammenhang zwischen milderen Formen gestörten Eßverhaltens und psychologischen sowie psychosozialen Variablen anhand des Selbstkonzepts, der Familienatmosphäre und des Körperbildes bei einer Stichprobe von 258 weiblichen und männlichen Wiener Jugendlichen untersucht. Weiters wurden der Einfluß soziodemographischer Variablen auf das Eßverhalten und die Geschlechtsunterschiede im Erleben des eigenen Körperbildes überprüft. Das Selbstkonzept, die Familienatmosphäre und das Körperbild stellen Prädiktoren für auffälliges Eßverhalten dar und können gemeinsam bis zu 60% der Varianz erklären. Der große Wunsch dünn zu sein, der sich in der Diskrepanz zwischen der momentanen Körperfigur und der Idealfigur ausdrückt, hatte den größten Einfluß auf das Eßverhalten. Es konnte bestätigt werden, daß Störungen des Selbstimage, des Familienklimas und des Körperbildes schon bei milderen Formen gestörten Eßverhaltens auftreten. Weibliche Jugendliche haben mehr Probleme mit dem Essen und führen öfter gesundheitsschädliche gewichtsreduzierende Maßnahmen durch. Die Auffälligkeit des Eßverhaltens nimmt mit steigendem BMI zu. Burschen mit getrennten bzw. geschiedenen Eltern zeigen ein auffälligeres Eßverhalten als jene mit zusammenlebenden Eltern. Das Alter, der sozioökonomische Status und das Herkunftsland der Eltern haben keinen Einfluß auf das Eßverhalten. Der Großteil der Jugendlichen ist mit dem eigenen Körpergewicht und der Körperfigur unzufrieden. Viele wollen abnehmen, obwohl sie nicht übergewichtig sind. Auch bei den Burschen scheint das Dünnsein immer mehr an Bedeutung zu gewinnen.