Appetenz- und Aversionstendenzen sowie Rückschaufehler zum Jahr-2000-Problem
Diplomarbeit von Johann Sturm
Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel
Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz.
am Institut für Psychologie der Universität Wien
Zu Appetenz- und Aversionstendenzen sowie zum Rückschaufehler
beim „Jahr-2000-Problem“ wurde von Juli 1999 bis April 2000 eine Befragung
in verschiedenen Unternehmen durchgeführt. 1999 schätzte man,
dass etwa 80 % aller Informationstechnologie-Anwendungen einen Zeitbezug
ent-halten. Die häufige Programmierpraxis, von der vierstelligen Jahreszahl
nur die letzten beiden Stellen darzustellen, führte zu Fehlern. Die
Befragung im April 2000 bildete den 2. Teil zur Untersuchung des Rückschaufehlers.
Der Rückschaufehler beschreibt das Phänomen, dass Personen dazu
neigen, Erinnerungen an eigene Vorhersagen an nachträgliche Informationen
anzugleichen.
Ein Rückschaufehler ist bei der Rekonstruktion der ursprünglichen
Einschätzungen zum „Jahr-2000-Problem“ aufgetreten. Hauptsächlich
wurde ein verzerrter Rekonstruktionsprozess dafür verantwortlich gemacht.
Motivationale Faktoren und auch die Tendenz, die eigene Fähigkeit
zur Vorhersage zu überschätzen, verstärken den Rückschaufehler.
Die Besorgnis erreichte im September 1999 ihren Höhepunkt, sank
aber zum Datumswechsel hin. Experten stuften das „Jahr-2000-Problem“
im Dezember 1999 geringer ein als Nichtexperten. Entsprechend der Appetenz-Aversions-Konflikttheorie,
konnten sinkende Aversionswerte und verhaltenswirksame Appetenzwerte zum
Datumswechsel hin erhoben werden. Personen mit niedrigen Werten an fatalistisch
externaler Attribution, verzeichnen geringere Aversionswerte und beurteilen
die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von Ereignissen in Folge
der Datumsumstellung als unwahrscheinlicher.