Kogn itive Strukturiertheit, Informationsverarbeitung und Kreativität
Diplomarbeit von Ilse Sklenicka
Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel
Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz.
am Institut für Psychologie der Universität Wien
Annahmen einer domänespezifischen Kreativität und einem Unterschied
zwischen kreativtätigen und nicht kreativtätigen Personen während
Informationsverarbei-tungsprozessen der Wahrnehmung führten zu folgender
Versuchsanordnung: Eine Versuchsgruppe aus 12 arrivierten und 14 weniger
arrivierten Autoren mit hoher und weniger hoher öffentlichen Anerkennung
und 20 nicht kreativtätigen Personen als Kontrollgruppe sollten in
Bildung, Alter, Geschlecht und verbaler Intelligenz homogen sein. Eine
Bestätigung der außenvalidierten, verschieden hohen Kreativität
der Gruppen erfolgte teilweise durch den Subtest Textgestaltung des
K-E-G. Der Subtest Unanschauliche Begriffe nennen dagegen zeigte sich
bildungsabhängig.
Aussagen während der Konfrontation mit vier problemdarstellenden
Bildern deckten folgende Unterschiede zwischen Autoren und der Kontrollgruppe
auf: Autoren zeigten genauere Bildbetrachtung und geringeres Interesse
für unverschlüsselte Problemstellungen, sie produzierten eine
größere Anzahl an Assoziationen und ambiguer Deutungen und spürten
Diskrepanzen eher auf. Diese Resultate stehen in Zusammenhang mit Offenheit
für neue Erfahrungen, Problemsensitivität, Bevorzugung ambiguer
Reize, Verhalten wie im Janusian Process und dialektischem und analogem
Denken. Zusätzliche Auswertungen der Subtests weisen auf ein größeres
Reservoir miteinander verknüpfter Begriffe, ein größeres
Ausmaß domänespezifischer Fähigkeiten und differenziertere
Personen- und Situationszeichnungen von Autoren.
Unterschiede in der Komplexität der Persönlichkeit und kognitiver
Strukturiertheit zwischen Autoren und Kontrollgruppe zeigten sich nur in
geringem Ausmaß. Arrivierte und weniger arrivierte Autoren unterschieden
sich insgesamt nur geringfügig.