Transfereffekte beim Lernen von zwei Computerprogrammen


Diplomarbeit von Martina Kohlbacher-Hess

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


Die vorliegende Arbeit ging der Frage des Transfers der Übung beim Erlernen von zwei Computerprogrammen nach, sowie dessen Auswirkung auf die Bewertung der Benutzerschnittstellen. Es wurde insbesondere untersucht, wie sich die Bearbeitung in direkter Abfolge von zwei Computerprogrammen (l) auf die Bearbeitungszeit im zweiten Programm, (2) auf die Hilfestellung durch den Testleiter im zweiten Programm und (3) auf die Einstellung auswirkt.
Die Untersuchung wurde an 62 bezahlten Vpn durchgeführt. Um den Transfereffekt herzustellen, mußte jede Vp zwei Programme hintereinander bearbeiten. Bei den beiden Programmen handelte es sich um die Bürosoftware, NJOY und RAGTIME. Ein Teil der Versuchspersonen testeten zuerst NJOY und anschließend RAGTIME, der andere Teil der Personen bekam zuerst RAGTIME und anschließend erst NJOY. Der Unterschied zwischen den beiden Programmen liegt in der Benutzerschnittstelle, d.h. mit beiden Programmen können dieselben Funktionen ausgeführt werden, unterschiedlich ist die Interaktion zwischen Vp und Programm. Die Ergebnisse der Unterschiedsprüfung in den Bearbeitungszeiten zwischen dem ersten Computerprogramm und dem zweiten dargebotenen Programm ergaben signifikante Unterschiede in den Bearbeitungszeiten. Für die Aufgabenlösung im zweiten Programm benötigten die Personen weniger Zeit als im ersten Programm mit Ausnahme von jenen Vpn welche viel EDV-Erfahrung hatten und zuerst die Aufgaben in RAGTIME und anschließend in NJOY lösten. Hier konnte kein signifikanter Unterschied in den Bearbeitungszeiten festgestellt werden. Derselbe Effekt zeigte sich bei der Hilfestellung. Mit Ausnahme von jenen Vpn, welche viel EDV-Erfahrung hatten und zuerst RAGTIME und anschließend NJOY bearbeiteten, ergab sich ein signifikanter Unterschied in den Hilfestellungen zwischen den beiden Programmen. Die Resultate der Einstellungsmessung weisen auf keinen Zusammenhang zwischen Transfereffekte und Einstellung zu den Programmen hin. Obwohl jene Versuchsgruppe mit viel EDV Erfahrung, die zunächst RAGTIME und anschließend NJOY bearbeitete, eine Ausnahme bildet. Zwar zeigen sich keine Einstellungsunterschiede im rationalen, emotionalen und progressiven Faktor, aber im interaktiven Faktor, der die Qualität der Interaktion mit dem Programm beschreibt, zeigen Personen mit viel Erfahrung, die zuerst RAGTIME bearbeiteten, dafür eine bessere Beurteilung der Interaktion als mit NJOY.

Wien, am 20.3.1995