Stellungnahme zu der von


Untersuchung der Ereigniskorrelierten Potentiale des Sternberg-Paradigmas und des 50:50-Paradigmas in Bezug auf das Arbeitsgedächtnis und Alkoholeinfluß


Diplomarbeit von Maria-Katharina Furtenbach

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwieweit sich Alkohol auf die Ereigniskorrelierten Potentiale auswirkt, die als Ausdruck der automatisierten (N100, P200 und das Vertexpotential) und bewußten lnformationsverarbeitungsprozesse (P300, LPC) angesehen werden.  Die Ereigniskorrelierten Potentiale wurden anhand des Stemberg-Paradigmas und des 50:50-Paradigmas ausgelöst.
Die Vpn wurden bei 0.0, 0.5 und 0.8 Promille getestet, wobei die zu trinkende Menge mittels Alkomax unter Berücksichtigung des Körpergewichts und der Größe berechnet wurde und der Atemluftalkoholgehaft mittels Sanomed-Alkotester überprüft wurde.
Weiters wurde untersucht, ob sich Unterschiede bezüglich der Ereigniskorrelierten Potentiale zwischen Trinkern und Rauchern, Nichttrinkern und Nichtrauchern sowie Nichttrinkern, aber Rauchern erkennen lassen.  Die Untersuchung wurde an 25 rechtshändigen Männern durchgeführt, wobei den Versuchspersonen Wodka-Orange verabreicht wurde. Das EEG wurde von den Elektrodenpositionen FP1, FP2, F3, Fz, F4, C3, Cz, C4, P3, Pz, P4, OL sowie OR gegen linked mastoid abgeleitet.  Das Quasiexperiment dauerte ca. 3 Stunden 30 Minuten.  Es wurden 25 Personen getestet, von denen 24 in die Analyse einbezogen werden konnten.  Eine Person mußte wegen Unverwertbarkeit der Daten ausgeschlossen werden.  Es wurden Varianzanalysen mit Meßwiederholungen gerechnet.
Die frühen, automatisierten Informationsverarbeitungsprozesse, dargestellt durch die N100, P200 und das Vertexpotential, sowie die bewußten Informationsverarbeitungsprozesse, ausgedrückt durch die P300 und LPC, erfahren unter Alkoholeinfluß eine eindeutige Beeinflußung, die im Detail folgendermaßen aussieht: Unter Alkoholeinfluß kommt es hinsichtlich der N100, die mit Aufmerksamkeitsprozessen in Verbindung steht, zu Amplitudenvergrößerungen.  Die P200, das Vertexpotential, die P300 sowie die LPC zeigen unter Alkoholeinfluß reduzierte Amplituden.  Hinsichtlich des Stemberg-Paradigmas (1, 3 oder 5 zu merkende Zahlen) kommt es unter Alkoholeinfluß zu Latenzverkürzungen und beim 50:50-Paradigma (leises Zählen von geraden und ungeraden Zahlen) kommt es zu Latenzverlängerungen, wobei diese Effekte durch die Aufgabenbeschaffenheit und den Ressourceneffekt erklärbar sind.
Gruppenunterschiede sind ebenfalls ersichtlich, wobei sie zwischen Nichttrinkern und Nichtrauchern und Nichttrinkern, aber Rauchern am deutlichsten ausgeprägt sind.  Zudem ist ein Hemisphäreneffekt zu erkennen, der darauf hinweist, daß es durch Alkoholeinfluß zum Wechsel der anfänglichen linksseitig stärker ausgeprägten Aktivierung auf die rechte Hemisphäre kommt.
Die Untersuchungsergebnisse können anhand der Ressourcenbeschränktheit, der ‚biphasischen Wirkung von Alkohol, der Membranhypothese‘ sowie durch die Erkenntnisse aus Untersuchungen der Hemisphäreneffekte erklärt werden.