Zusammenhang von wahrgenommener Vorhersehbarkeit und erlebter Willensfreiheit


Diplomarbeit von Elsa Koller

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien



Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, zu überprüfen, ob Entscheidungen subjektiv zugleich als vorhersehbar und als frei erlebt werden können, oder ob dies einen Widerspruch darstellt. Zusätzlich wurden mehrere Einflüsse auf das Freiheitserleben von Entscheidungen analysiert (Ursachenursprung, Ursachenanzahl und Bedürfnisniveau). Dazu wurde 100 Probanden ein Fragebogen vorgegeben, auf dem Entscheidungssituationen auf drei verschiedenen Bedürfnisstufen (physiologisches Bedürfnis, Liebesbedürfnis, Bedürfnis nach Selbstverwirklichung) dargestellt wurden; auch die Ursachen der Entscheidungen wurden angegeben und Ursprung (intern vs. extern) und Anzahl (zwei vs. fünf) der Ursachen wurden variiert (unabhängige Variablen). (Es handelte sich daher um ein 2x2x3-Design.) Diese Entscheidungen mußten jeweils hinsichtlich der Stärke ihrer erlebten Freiheit (auf einer fünfstufigen Skala) und Vorhersehbarkeit (auf einer dreistufigen Skala) beurteilt werden (abhängige Variablen). Außerdem wurden mehrere volitionsbezogene Persönlichkeitseigenschaften erfaßt. Die Ergebnisse zeigten, daß zwischen dem Erleben von Freiheit und Vorhersehbarkeit kein allgemeiner Zusammenhang besteht. Zudem konnten hinsichtlich des Ursprungs der vorgegebenen Entscheidungsursachen (interne vs. externe Verursachung) sowie des an der Entscheidung beteiligten Bedürfnisniveaus signifikante Einflüsse auf das Freiheitserleben nachgewiesen werden: Intern verursachte Entscheidungen, sowie Entscheidungen auf einem höheren Bedürfnisniveau wurden als freier empfunden. Auch die Persönlichkeitseigenschaft „Selbstbestimmung/Freiheitserleben“ steht mit dem Freiheitserleben der vorgegebenen Situationen in positivem Zusammenhang.