Zur Symmetrie bzw. Asymmetrie des Bewegungsfilters unter Berücksichtigung der Farbe


Diplomarbeit von Bruno Weidlich

Betreuer: A.o. Univ.-Prof. Dr. Michael Trimmel

Institut für Umwelthygiene der Universität Wien, Univ.-Doz. am Institut für Psychologie der Universität Wien


In dieser Arbeit wurde untersucht, ob die von McLeod, Driver & Crisp (1988) postulierte Asymmetrie bezüglich des Bewegungsfilter (nämlich das sich bewegende Objekte leichter erkennen lassen als statische) existiert, wenn man die Farbe mit berücksichtigt.
Dazu wurden die Theorien und Arbeiten von McLeod, Driver & Crisp (1988) und im Gegensatz dazu die Theorien und Arbeiten Zeki´s (1992) (Verarbeitung der visuellen Information in V1 bis V5) vorgestellt, der vier visuelle Subsysteme postuliert. Zwei für die Form, wobei eines eng mit der Farbwahrnehmung (V4) korreliert ist. Das zweite Formsystem reagiert nicht auf Farbe (V3), sondern auf dynamische Form. Das dritte Subsystem reagiert auf Farbe (V4), während das vierte auf ungerichtete Bewegung reagiert (V5).
McLeod, Driver & Crisp (1988) interpretierten ihre Ergebnisse aufgrund der Theorie von Tolhurst (1973) Sie meinten argumentieren zu können, dass nur zwei Subsysteme, und zwar in V5 lokalisiert, existieren, wobei eines sich bewegende Stimuli, aber keine statischen Stimuli repräsentiert, während das anderer Subsystem sowohl statische als auch sich bewegende Stimuli repräsentiert (McLeod & Driver, 1993).
Aufgrund der Theorien Zekis (1992) wurde in dieser Arbeit argumentiert, dass diese Interpretation der Ergebnisse unvollständig ist. Um dies zu zeigen, wurde auf das visuelle System und auf diesbezügliche klinische Studien näher eingegangen.
Durch den Ausschluss der Farben in den Experimenten von McLeod, Driver & Crisp (1988) wurde V3 aktiviert. Das Formerkennungssystem, dass mit der Farbwahrnehmung verbunden war (V4) wurde aus diesen Experimenten ausgeschlossen. Die Überprüfung der Experimente bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Farben zeigte, dass eine Asymmetrie bezüglich des Bewegungsfilters nicht gefunden werden konnte.
Im methodischen Teil wurden Form, Farbe und Bewegung in Anlehnung an die Experimente von McLeod et al (1988) kombiniert. In Experiment 1 wurden Form und Farbe, in Experiment 2 Bewegung und Form und in Experiment 3 alle drei Dimensionen miteinander geprüft. Um zu überprüfen, inwieweit Motivations- oder Konzentrationsaspekte eine Rolle spielen, wurden vor der Testung der LMT und der FAIR den Versuchspersonen vorgegeben.
Die demographischen Variablen beschränkten sich auf Alter (zwischen 17 und 48) und Geschlecht (10 männliche und 14 weibliche Versuchspersonen).
Die Untersuchung fand in privater Atmosphäre innerhalb eines Zeitraumes von 4 Monaten statt.
Folgende statistische Verfahren kamen zur Anwendung: Zur Überprüfung, ob signifikante Unterschiede bezüglich der Mittelwerte der Reaktionszeiten über alle drei Experimente bestehen, sowie ob das Geschlecht und/oder das Alter einen signinfikanten Einfluss auf die Mittelwerte der Reaktionszeiten über alle drei Experimente besitzen, wurde eine dreifache Varianzanalyse mit Meßwiederholung gerechnet. Dabei war die unabhängige Variable die drei experimentellen Bedingungen, während die abhängige Variable die Reaktionszeit war. Als Innersubjektfaktoren wurden die fünf relevanten Meßwerte der experimentellen Bedingungen gewählt. Als Zwischensubjektfaktoren wurden Alter und Geschlecht, jeweils in 2 Abstufungen, definiert. Hierbei zeigte sich, dass  ein sehr hoher Einfluß bezüglich der Meßzeitpunkte existiert, bezüglich Alter und Geschlecht aber kein Einfluß entdeckt wurde.
Zur Überprüfung der signifikanten Unterschiede bezüglich der Mittelwerte der Reaktionszeiten zwischen den einzelnen experimentellen Bedingungen wurden t-Tests für abhängige Stichproben gerechnet. Dabei wurden folgende Ergebnisse gefunden: Die Mittelwerte der Reaktionszeiten zwischen Experiment 1 und beiden Bedingungen von Experiment 2 unterscheiden sich höchst signifikant, weiters unterscheiden  sich die beiden Bedingungen bezüglich der Mittelwerte der Reaktionszeiten von Experiment 2 höchst signifikant  (Ergebnis wie bei McLeod, Driver & Crisp 1988), sowie, dass innerhalb der beiden Bedingungen von Experiment 3, als auch zwischen Experiment 1 und dem gesamten Experiment 3 keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Mittelwerte der Reaktionszeiten gefunden wurden. Damit wurde gezeigt, dass unter Einbezug der Farbe keine Asymmetrie des Bewegungsfilters  zu finden ist.
Zur Überprüfung der Fragestellung, ob Motivations- und/oder Aufmerksamkeitsaspekte einen signifikanten Einfluss auf die Reaktionsleistung besitzen wurden multiple Regressionsanalysen gerechnet. Dabei zeigte sich, dass die Kennwerte des FAIR´s  keinen Einfluß auf die Reaktionszeiten hatten, während beim LMT der Kennwert „Ausdauer und Fleiß“ einen positiven Einfluß auf die Reaktionszeiten aufwies.

Wien, am 06.10.03