In dieser Arbeit wurde untersucht, ob die von McLeod, Driver & Crisp
(1988) postulierte Asymmetrie bezüglich des Bewegungsfilter (nämlich
das sich bewegende Objekte leichter erkennen lassen als statische) existiert,
wenn man die Farbe mit berücksichtigt.
Dazu wurden die Theorien und Arbeiten von McLeod, Driver & Crisp
(1988) und im Gegensatz dazu die Theorien und Arbeiten Zeki´s (1992)
(Verarbeitung der visuellen Information in V1 bis V5) vorgestellt, der
vier visuelle Subsysteme postuliert. Zwei für die Form, wobei eines
eng mit der Farbwahrnehmung (V4) korreliert ist. Das zweite Formsystem
reagiert nicht auf Farbe (V3), sondern auf dynamische Form. Das dritte
Subsystem reagiert auf Farbe (V4), während das vierte auf ungerichtete
Bewegung reagiert (V5).
McLeod, Driver & Crisp (1988) interpretierten ihre Ergebnisse aufgrund
der Theorie von Tolhurst (1973) Sie meinten argumentieren zu können,
dass nur zwei Subsysteme, und zwar in V5 lokalisiert, existieren, wobei
eines sich bewegende Stimuli, aber keine statischen Stimuli repräsentiert,
während das anderer Subsystem sowohl statische als auch sich bewegende
Stimuli repräsentiert (McLeod & Driver, 1993).
Aufgrund der Theorien Zekis (1992) wurde in dieser Arbeit argumentiert,
dass diese Interpretation der Ergebnisse unvollständig ist. Um dies
zu zeigen, wurde auf das visuelle System und auf diesbezügliche klinische
Studien näher eingegangen.
Durch den Ausschluss der Farben in den Experimenten von McLeod, Driver
& Crisp (1988) wurde V3 aktiviert. Das Formerkennungssystem, dass mit
der Farbwahrnehmung verbunden war (V4) wurde aus diesen Experimenten ausgeschlossen.
Die Überprüfung der Experimente bei gleichzeitiger Berücksichtigung
der Farben zeigte, dass eine Asymmetrie bezüglich des Bewegungsfilters
nicht gefunden werden konnte.
Im methodischen Teil wurden Form, Farbe und Bewegung in Anlehnung an
die Experimente von McLeod et al (1988) kombiniert. In Experiment 1 wurden
Form und Farbe, in Experiment 2 Bewegung und Form und in Experiment 3 alle
drei Dimensionen miteinander geprüft. Um zu überprüfen,
inwieweit Motivations- oder Konzentrationsaspekte eine Rolle spielen, wurden
vor der Testung der LMT und der FAIR den Versuchspersonen vorgegeben.
Die demographischen Variablen beschränkten sich auf Alter (zwischen
17 und 48) und Geschlecht (10 männliche und 14 weibliche Versuchspersonen).
Die Untersuchung fand in privater Atmosphäre innerhalb eines Zeitraumes
von 4 Monaten statt.
Folgende statistische Verfahren kamen zur Anwendung: Zur Überprüfung,
ob signifikante Unterschiede bezüglich der Mittelwerte der Reaktionszeiten
über alle drei Experimente bestehen, sowie ob das Geschlecht und/oder
das Alter einen signinfikanten Einfluss auf die Mittelwerte der Reaktionszeiten
über alle drei Experimente besitzen, wurde eine dreifache Varianzanalyse
mit Meßwiederholung gerechnet. Dabei war die unabhängige Variable
die drei experimentellen Bedingungen, während die abhängige Variable
die Reaktionszeit war. Als Innersubjektfaktoren wurden die fünf relevanten
Meßwerte der experimentellen Bedingungen gewählt. Als Zwischensubjektfaktoren
wurden Alter und Geschlecht, jeweils in 2 Abstufungen, definiert. Hierbei
zeigte sich, dass ein sehr hoher Einfluß bezüglich der
Meßzeitpunkte existiert, bezüglich Alter und Geschlecht aber
kein Einfluß entdeckt wurde.
Zur Überprüfung der signifikanten Unterschiede bezüglich
der Mittelwerte der Reaktionszeiten zwischen den einzelnen experimentellen
Bedingungen wurden t-Tests für abhängige Stichproben gerechnet.
Dabei wurden folgende Ergebnisse gefunden: Die Mittelwerte der Reaktionszeiten
zwischen Experiment 1 und beiden Bedingungen von Experiment 2 unterscheiden
sich höchst signifikant, weiters unterscheiden sich die beiden
Bedingungen bezüglich der Mittelwerte der Reaktionszeiten von Experiment
2 höchst signifikant (Ergebnis wie bei McLeod, Driver &
Crisp 1988), sowie, dass innerhalb der beiden Bedingungen von Experiment
3, als auch zwischen Experiment 1 und dem gesamten Experiment 3 keine signifikanten
Unterschiede bezüglich der Mittelwerte der Reaktionszeiten gefunden
wurden. Damit wurde gezeigt, dass unter Einbezug der Farbe keine Asymmetrie
des Bewegungsfilters zu finden ist.
Zur Überprüfung der Fragestellung, ob Motivations- und/oder
Aufmerksamkeitsaspekte einen signifikanten Einfluss auf die Reaktionsleistung
besitzen wurden multiple Regressionsanalysen gerechnet. Dabei zeigte sich,
dass die Kennwerte des FAIR´s keinen Einfluß auf die
Reaktionszeiten hatten, während beim LMT der Kennwert „Ausdauer und
Fleiß“ einen positiven Einfluß auf die Reaktionszeiten aufwies.
Wien, am 06.10.03