Franz Martin Wimmer

Rassismus und Kulturphilosophie


in: (Gernot Heiß u.a., Hg.) Willfährige Wissenschaft. Die Universität Wien 1938-1945
Wien: Verlag für Gesellschaftskritik, 1989, S. 89-114

Aus dem Text:

Ich will da noch nicht von Rassismus sprechen, wo lediglich Verschiedenheiten unter Gleichrangigen festgestellt werden, die "notwendig anerben", wie Kant sich ausdrückt. Sehr wohl aber spreche ich von Rassismus, wo aufgrund solcher Verschiedenheiten ein Recht auf Herrschaft begründet (und in politischen Aktionen impliziert, in juristischen Institutionen verankert wird). Die genannte Grenze ist allerdings in der Kultur- und Geschichtsphilosophie kaum eingehalten worden und wird in ideologischen Argumentationen ständig in jede Richtung überschritten.

Die nach ihrem Selbstverständnis von einem „Rassismus“ abgesetzte, angeblich objektive und wissenschaftliche „Rassentheorie“ beruhte auf der Annahme einer vererbbaren kulturellen, moralischen und intellektuellen Kompetenz bzw. Inkompetenz. Es handelt sich daher von vornherein um einen hierarchisierenden Begriff, zu dessen Implikationen eben auch gehört, daß die eigentliche Erkenntnisinstanz stets wiederum bei der als höchste angesetzten „Rasse“ liegen müsse.

Rassenreinheit, Sprachreinheit, Volks- oder Stammesreinheit - dies sind Vorstellungen, die sich in unterschiedlichen Zusammenhängen bei bedeutenden und einflußreichen Denkern der deutschen philosophischen Tradition seit dem 18. Jahrhundert finden. ... Bei offen rassistischen Aussagen mußten NS-Autoren leider zur Erhärtung ihrer Meinungen nicht auf die Beihilfe der berühmtesten Namen deutscher Philosophie verzichten.

Zum Weiterlesen: PDF


Dokument (pdf) auch im:

Sammelpunkt. Elektronisch archivierte Theorie


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