Als
"Überlebensfabrik", als "Urgewalt" preist Frank Schirrmacher in
seinem neuen knappen Band die Familie. Er liebt gewichtige Wörter,
der thesengewaltige FAZ-Herausgeber, und er scheut die derbe
Diagnose nicht - "demographische Vergletscherung". Doch man kann ihm
nicht vorwerfen, in die Fallen des Biologismus gegangen zu sein. Er
sieht keine Völker "aussterben"; er behauptet nicht, dass es
Altruismus nur unter Verwandten gebe, aber er stellt klar: Man kann
sich darauf mehr verlassen als auf "reziproke Kooperation" und
Mitleid.
Ökonomie ist unser
Familienersatz", diagnostiziert er - eine subtile Antwort auf eine
peinliche Frage: Wieso sanken gerade in der Blüte des Sozialstaates
die Geburtenraten? Die Finanzen waren es wohl nicht, sondern "die
Angst davor, im Nachteil zu sein, wenn alle anderen einen Vorteil
hatten": "Kinderlosigkeit wirkt wie eine Methode zur
Gewinnmaximierung".
Eine kinderarme Gesellschaft wird immer kinderärmer, erklärt
Schirrmacher: Weil Kinderliebe auch erlernt ist. Weil die Liebe auf
Haustiere abgeleitet wird. Weil TV-Serien erstens als Ersatz für
reale Familien wirken und zweitens meist defekte Familien zeigen.
Dem "angeblichen Ideal" begegne man nur mehr in der Karikatur, bei
den "Simpsons".
Wo bleibt Hoffnung?
Bei den Frauen: "Die Großmütter, Mütter und Töchter werden
entscheiden, ob und wie unsere Gemeinschaft neu entsteht."
Presse 18.3.2006
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=eu&id=546183
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