Akademiker verdienen immer noch deutlich mehr als Pflichtschulabsolventen.

Aber der Abstand sinkt kontinuierlich.

Grund dafür ist die steigende Zahl an Uni-Absolventen.

VON STEFAN DORFSTETTER
06.11.2002 Quelle: Print-Presse

WIEN/LINZ. Noch Anfang der achtziger Jahre verdienten Akademiker mehr als doppelt so viel wie Pflichtschulabsolventen, wer eine HTL oder HAK besucht hatte, verdiente um 70 Prozent mehr. Bis 1997 ist dieser Vorsprung kontinuierlich zurückgegangen, auf knapp 70 Prozent bei Akademikern und 50 Prozent bei HTL- und HAK-Absolventen. Auch Maturanten haben an Vorsprung verloren. Zu diesem Ergebnis kommen Josef Fersterer und Rudolf Winter-Ebmer von der Universität Linz in einer Studie, die 2003 erscheinen wird.

Der durchschnittliche Ertrag eines zusätzlichen Jahrs an Bildung ist von 9,4 Prozent auf 6,6 Prozent des durchschnittlichen Pflichtschulabgänger-Einkommens gefallen. Den Grund sehen die Autoren im steigenden Angebot an Akademikern und der geringeren Zahl an Neueinstellungen im öffentlichen Dienst. Trotzdem sei ein Universitätsstudium auch in Zukunft noch rentabel, sagt Winter-Ebmer.

Den Firmen komme es weniger auf konkret vermitteltes Wissen der Absolventen an, als auf deren Fähigkeit als Problemlöser. Anders sei das bei Absolventen von Fachhochschulen, die über anwendungsorientiertes Wissen verfügten, und dadurch schneller Lücken am Arbeitsmarkt füllen könnten. Universitätsabsolventen seien aber besser darin, neu auftretende Probleme zu lösen. Diese Fähigkeit lasse sich aber schneller und billiger in Form eines Bakkalaureats vermitteln.

Wie stark trägt Bildung zum Wirtschaftswachstum bei? Weitgehende Einigkeit besteht darüber, daß die hohen Wachstumsraten in Asien auf Investitionen in Bildung zurückzuführen sind. Schwer zu sagen ist aber, bei wieviel Akademikern sich dieser Effekt einschleift. Winter-Ebmer schätzt aber, daß dieser Sättigungs-Punkt in Österreich noch nicht so bald erreicht wird.

Schweinezyklen

Weiters sei es schwer einzuschätzen, welche Größenordnung das "Rent-seeking"-Phänomen habe: "Rent seekers" sind jene zumeist hochqualifizierten Arbeitskräfte, die nicht direkt volkswirtschaftliche Erträge produzieren, sondern mit deren Verteilung beschäftigt sind. Dazu gehören beispielsweise Berufsgruppen wie Anwälte, Steuerberater oder die Werbebranche. Ein Problem sei es, wenn diese Gruppen einen zu hohen Anteil am Wirtschaftsleben einnehmen.

Ein Problem auf dem Arbeitsmarkt für Akademiker sind sogenannte Schweinezyklen: hohe Löhne und gute Beschäftigungschancen in einem bestimmten Beruf veranlassen viele, ein entsprechendes Studium zu belegen. Dadurch kommt es Jahre später zu einem sehr hohen Angebot auf dem Arbeitsmarkt und sinkenden Löhnen. Die Folge: weniger Zulauf beim entsprechenden Studium, der wiederum zu einem Mangel an Absolventen führt. Dieses Muster wurde zuerst in der Landwirtschaft entdeckt, daher der Name "Schweinezyklus". Diese Zyklen führen zu hohen volkswirtschaftlichen Kosten auf beiden Seiten des Arbeitsmarkts.